COPARGO VERT

CENTRE KPAKITCHOU

Projekt zur Regionalentwicklung in Copargo, Benin, West-Afrika

Entwicklung des Projekts


Initiator:                     Martin Rath, Schmidhausen / Langenbach, Deutschland

Leiter Kpakitchou:     Djibril Daoudou, Niangini / Gemeinde Copargo, Benin 


COPARGO VERT


Projekt zur Regionalentwicklung in der Gemeinde Copargo, Dep. de la Donga, Benin, West-Afrika. Wesen und Kern des Projekts ist die Schaffung gesunden Lebensraums. 


CENTRE KPAKITCHOU


Das CENTRE KPAKITCHOU ist unser Lebensraum und Versuchsstätte. Es ist ein Zentrum für die Entwicklung der Landwirtschaft unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Agro-Ökologie und der Lehren der Permakultur nach Bill Mollison. Der Name KPAKITCHOU bildet sich aus der jeweils ersten Silbe der Namen der drei umliegenden Dörfer: KPAncour, KIkiriga und TCHOUtchou. Die Bewohner schätzen und unterstützen unser Projekt und haben auf verschiedene Weise daran teil. Der Leiter des Projekts, Djibril Daoudou, stammt aus einem kleinen Ort unweit von Kikiriga, vier weitere Mitarbeiter aus Tchoutchou. Verschiedene Teams aus den Dörfern arbeiten nach Bedarf in der Landwirtschaft mit. Mitarbeit ist immer auch Schulung.


2006


Erster Besuch in Copargo, Dep. de la Donga, Benin, West-Afrika


2009 


Bekanntschaft mit der Idee des Ökodorfes im Ökodorf Sieben Linden, Sachsen-Anhalt. Teilnahme am Kurs „Ecovillage Design Education“ mit den Schwerpunkten, u.a.: Ökologie, Ökonomie, Permakultur, Projektentwicklung. 


2010


Ein Grundstück von ca. 5 ha, ca. 5 km von der Stadt Copargo entfernt, wird uns für das Projekt von den Bewohnern des Dorfes Kpancour zur Verfügung gestellt.


2013


Ich hielt mich für 6 Monate in Copargo auf. Erkundung des Geländes und der regionalen Gegebenheiten im Sinne der „Observation“ nach den Gesichtspunkten der Permakultur.


Verantwortliche aus einem Nachbardorf – inzwischen unsere Unterstützer – verdächtigen uns, das Gelände in unrechter Weise erworben zu haben. Die Sache kommt vor den Bürgermeister. Wir erklären in einer öffentlichen Versammlung unsere Absichten. Das Mißtrauen schwindet, das Gelände wird vermessen und Grenzsteine gesetzt. 


Kurz bevor meiner Abreise aus Benin im August lernte ich den Abiturienten Djibril Daoudou kennen, der heute das Projekt leitet. Ich erkannte seine Begabung und sein Geschick für die Landwirtschaft.


Meine Abreise wurde durch eine schwere Malaria-Erkrankung und meine Schwierigkeiten mit der Ernährung erzwungen. Ich hatte viele Freunde in Copargo, meine Initiative wurde geschätzt, aber es fehlte an beständiger Unterstützung und Mithilfe. Krank, um 16 kg abgemagert, kehrte ich nach Deutschland zurück und sah das Projekt als gescheitert an. 


Februar 2014


Im Februar erhielt ich eine SMS von Soumaïla Ousmane. Ich hatte 2013 auf Soumaïlas Kenntnisse und Fähigkeiten gehofft, der eine Ausbildung in dem bekannten ökologischen Betrieb CENTRE SONGHAÏ genossen hat. Er hatte sich aber vom Projekt abgewandt. Nun erklärte er, daß er sich weiter des Projekts annehmen wolle und wir entschieden, damit zu beginnen, eine Fläche von einem Hektar auf unserem Gelände aufzuforsten.


März 2014


Durch eine Nachricht des GLOBAL ECOVILLAGE NETWORK (GEN) erfuhr ich, daß ein Projekt in Togo – nur 50 km von uns entfernt –, das CENTRE INTERNATIONAL DU DEVELOPPEMENT AGRO-PASTORAL (CIDAP) zum Ökodorf des Jahres 2014 gewählt wurde. Ich sah die eindrucksvolle Dokumentation „THE DANCING FOREST“, die das Projekt darstellt. 


Diese beiden Ereignisse, Soumaïlas Nachricht und die Kenntnis von CIDAP, weckten neuen Willen in mir. Ich hatte nun zwei Gründe, wieder nach Afrika zu reisen. 


September 2014


Mit ca. 20 Personen aus Copargo und den umliegenden Dörfern besuchen wir das Centre CIDAP in Baga bei Niamtougou, Togo. Das bewirkte eine Wende für das Projekt. Die Schönheit des Centre CIDAP, das gute Essen, der Eindruck der erfolgreichen, ökologischen Landwirtschaft dort und die Persönlichkeit der Mitarbeiter und des Gründer-Ehepaares, Seda und Tiyeda Bawiena, gewannen alle Besucher aus Copargo für die Idee, etwas Gleichartiges in Copargo aufzubauen. Weitere Besuche und Schulungen in CIDAP folgten und eine freundschaftliche Zusammenarbeit begann.


Wir graben das erste von bis heute 13 Regenwasser-Rückhaltebecken nach dem Vorbild von CIDAP.


August 2015


Erneuter Besuch im Centre CIDAP. 


CIDAP dient als Schulungszentrum für eine Gruppe von Hunderten Frauen, den „Femmes de Bakoté“. Wir orientieren uns am Vorbild von CIDAP und verstehen uns von nun an als ein Zentrum für die Entwicklung der Landwirtschaft unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Agro-Ökologie für die umliegenden Dörfer und die Gemeinde Copargo. Die ersten Silben der Namen der drei umliegenden Dörfer Kpancour, Kikiriga und Tchoutchou bilden den Namen des Zentrums: Kpakitchou.


Djibril Daoudou übernimmt die Leitung des Centre Kpakitchou.  


2016


Wir setzen das Pflanzen von Bäumen fort, haben aber viele Verluste aufgrund unserer armer Böden und unzureichender Pflanztechnik. Eine Soja-Ernte fällt mit umgerechnet 200 kg/ha sehr schwach aus. Mindestens 1,5 t/ha sind anzustreben. Die Schwäche der Böden überrascht uns nicht, denn die Fruchtbarmachung und Transformation schwacher Böden – wie in CIDAP – ist eine Kernaufgabe unseres Projekts.


Januar 2017


Wir haben den täglichen Gießwasserverbrauch für Gemüse und Jungbäume in der Trockenzeit ermittelt: 128 Kannen à 12 Liter und 54 Kanister à 25 Liter. Gesamt: 2886 Liter. Mit Brauchwasser liegt also der aktuelle Verbrauch in der Trockenzeit bei 3 m³. Wir fördern das Wasser aus zwei Brunnen von Hand, der größere hat eine Winde. Das Gießen beschäftigt 3 Leute fast den ganzen Tag. Die Brunnen decken, besonders zum Ende der Trockenzeit hin, den Bedarf kaum, obwohl unser Gemüseanbau noch in den Anfängen ist und wir noch weit von einer Selbstversorgung oder wirtschaftlichen Produktion entfernt sind. 


August 2017


Bohrung von 70 m zur Anlage eines Tiefbrunnens. 


Beginn mit Unterricht in Französisch und Mathematik für Interessierte und Begabte jeden Alters. 2 bis 3 mal wöchentlich 2 bis 3 Stunden. 


26. November 2017


Beim Besuch der Farm „Napoko“ bei Ouagadougou in Burkina Faso im August sahen wir die „Pompe Volanta“, eine mechanische Pumpe mit Schwungrad zur Förderung von Wasser aus einem Tiefbrunnen. Mir gefiel, daß die Pumpe unabhängig von Strom betrieben wird und keine elektronischen Bauteile besitzt, die ausfallen können. Gleichzeitig erlaubt die Konstruktion mit Schwungrad den Antrieb durch einen solarbetriebenen Elektromotor. Wenn dieser ausfällt bleibt immer - anders als bei einer rein elektrischen Pumpe - die Möglichkeit des Handbetriebs. „Don't put all your eggs in one basket.“ Diese Formel habe ich bei Bill Mollison, dem Gründer der Permakultur, gelernt. 


Heute ist die Pumpe bei uns installiert. Die Arbeiten wurden sauber ausgeführt. Damit ist der Tiefbrunnen gebrauchstüchtig. Große Freude auf allen Seiten. Ein Wendepunkt. Nun stehen uns ca. 55 m³ Wasser pro Tag zusätzlich zur Verfügung. Mehr als das Zehnfache. Djibril schrieb mir am 4. November: „Je suis en train de faire le compost en quantité. De plus j'ai assez de commandes pour le nouvel an 2018.“ - „Ich bin dabei, Kompost in Menge zu machen. Außerdem habe ich viele Bestellungen für das neue Jahr 2018.“


20. Februar 2018


Baubeginn für das erste Gebäude mit nubischem Tonnengewölbe als Wohnhaus des Gärtners. Zur Vorbereitung haben wir 4.000 Lehmziegel hergestellt, 15 Fuhren Steine und 16 Fuhren Lehm bereitgestellt.

Siehe: http://www.lavoutenubienne.org


21. Oktober 2018


Solaranlage und Elektromotor zum Betreiben der Wasserpumpe wurden installiert. 


 Januar 2019


Dank des zur Verfügung stehenden Wassers konnten wir die Fläche für den Gemüseanbau auf bis jetzt 0,39 ha (3900 qm) erweitern. 


 Oktober 2019


1. Gründung der „CVPA COPARGO VERT“ (Coopérative Villageoise des Producteurs d’Anacarde COPARGO VERT) mit Unterstützung der GIZ (Competitive Cashew Initiative (ComCashew). Die Erzeugergemeinschaft von Cashew-Bauern in unserer Gegend hat das Ziel, Cashew in zertifizierter Bioqualität anzubauen. 


2. Beginn der Zusammenarbeit mit dem „Maison de l’Artemisia“ in Parakou für den Anbau und Vertrieb von „Artemisia afra“, einer zur Prophylaxe und Heilung von Malaria wirksamen Pflanze. Schulung zweier Verantwortlicher, Djibril DAOUDOU für den Anbau, und seiner Frau Nadège BONI für die Verarbeitung. Pflanzung der ersten Setzlinge. 


3. Beginn der Cooperation mit dem Markstand „Traoré et fils - chez l’Alpha“ im Zentrum der fünf Kilometer entfernten Stadt Copargo. Unser Gemüse wird dort nun an jedem Markttag angeboten (alle vier Tage). Das tagesaktuelle Angebot wird in der WhatsApp-Gruppe „Jardin de Kpakitchou“ veröffentlicht. Um den Markt zuverlässig mit den nachgefragten Gemüsen zu bedienen, weiten wir den Anbau aus, mit dem Ziel, alles immer verfügbar zu haben. 


Seit April 2021


Bau eines Hühnergeheges und eines Hühnerstalls. Tierhaltung ist unumgänglich zur Gewinnung von Dünger. Das Huhn, ein wahres Permakultur-Tier, ist auf viele Weise nützlich. Es liefert Eier, Fleisch und Dünger, frisst Insekten, scharrt und kann Beete vorbereiten. 


Mai 2021


LARDES, ein Programm zur ökonomischen Entwicklung der Landwirtschaft der Universität Parakou, wird auf uns Aufmerksam. Sie verwalten staatliche Fördermittel. Wir sollen eine Förderung zum Ausbau der Wasserversorgung erhalten. Sie empfehlen und fördern auch ein nachhaltiges, ökologisches System zum Anbau von Mais. Wir legen ein Versuchsfeld an. Auf eine Reihe des stickstoffhungrigen Mais folgen zwei Reihen der - stickstoffbindenden -  Leguminose „Straucherbse“ (Cajanus cajan). Dazwischen wird die „Juckbohne“ (Mucuna pruriens) als Bodenbedecker gepflanzt. Mais benötigen wir zur Herstellung unseres Hühnerfutters. LARDES interessiert sich auch für unsere Kultur von Artemisia afra (Heilpflanze zur Vorbeugung und Heilung von Malaria) und fordert uns auf, den Anbau auszuweiten. 


Oktober 2021


Wir verkaufen weiterhin alle 4 Tage unsere Produkte auf dem Markt im 5 km entfernten Copargo. Wir kalkulieren den Bedarf und entscheiden, die Anbaufläche für Gemüse auf 2,5 ha auszuweiten. Der begrenzende Faktor für unseren Gemüseanbau ist nun - seit dem Bau des Tiefbrunnens - nicht mehr das Wasser, sondern das Gießen. Mit dem Ausbau der Wasserversorgung können wir dann eine größere Fläche bewirtschaften.  


25. Oktober 2021


Einzug der Hühner. 3 Hähne und 20 Hennen einer Kreuzung aus heimischen Hühnern mit der Fleischrasse Sosso, die im Centre CIDAP in Togo gezüchtet wurden. Ein Zweinutzungshuhn. Issaka und Mounira betreuen die Tiere. 


Projekte


1. Anbau von Cashew in Bioqualität durch die Mitglieder der „Coopérative Villageoise des Producteurs d’Anacarde COPARGO VERT“. Verarbeitung und Röstung der Cashew-Kerne durch eine Frauenkooperative in Copargo. Export der Kerne und Vertrieb in Deutschland. 


2. Weiterer Ausbau der Wasserversorgung. 


3. Bau von Wohnhäusern.


4. Solarbetriebene Dorfmühle.